11.10.2015
Theresa Potthoff, Mitglied bei Kumi-Freunde e.V aus Coesfeld war im Kumi, Uganda. Hier erzählt Sie einen Erfahrungsbericht über ihre Zeit in Kumi, Uganda.
Teresa Potthoff war im Jahre 2013 für sieben Monate als Freiwillige in Kumi und hat dadurch das Leben unserer Kinder und Mitarbeiter kennen gelernt.
Seit März 2013, als ich von meinem siebenmonatigen Aufenthalt aus Kumi (Uganda) wiedergekommen bin, ist für mich kein Tag ohne einen Gedanken an meine schöne Zeit dort vergangen. Kein Tag ohne Fernweh nach dem Land Uganda, aber vor allem kein Tag ohne Gedanken an all die lieben Menschen, die mir dort ans Herz gewachsen sind. Aus diesen Gründen bin ich seit meiner Rückkehr für den Verein Kumi-Freunde e.V. von Herz zu Herz aktiv.
Nun, eineinhalb Jahre später, machte ich mich im August 2015 erneut auf die Reise nach Kumi. Meine Cousine, Franziska Lehmkuhle, deren Interesse ich durch meine Erzählungen geweckt hatte, begleitete mich. Gut gepackt mit vier Koffern traten wir die Reise an. Drei Koffer davon waren voll mit gebrauchten, gut erhaltenden Kleidungsstücken für die Kinder am Waisenhaus und einigen Geschenken von den Pateneltern für ihre Patenkinder.
Eine Woche vor unserer Reise haben wir in unserer Gemeinde Glandorf/ Schwege Brot gegen eine Spende verteilt. Den Erlös von 1080 € haben wir vor Ort nach Absprache mit Pfarrer Charles und den Verantwortlichen am Waisenhaus für den Aufbau eines Hühnerstalles verwendet (dazu wird ein weiterer Bericht auf der Internetseite folgen).
In Uganda angekommen, wurden wir herzlich von Pfarrer Charles und seinem Freund Peter empfangen. Vom Flughafen ging es direkt weiter nach Kumi (ca. sechs Std. Autofahrt).
In Kumi, bei der Schwester von Pfarrer Charles, wo sich das Gästehaus des Vereins befindet, fühlte ich mich direkt wieder wie zu Hause. Auch Franziska hatte sich sehr schnell eingelebt. Nur an die Eidechsen und Insekten, die überall herumschwirren, musste sie sich erst ein wenig gewöhnen.
Das Wiedersehen mit den Waisenkindern war unbeschreiblich. Sie rannten uns vor Freude in die Arme und begrüßten uns mit Gesang und Tanz.
Wir verbrachten zwei Wochen in Kumi am Waisenhaus. In den ersten Tagen kauften wir ein paar Fußbälle, Volleybälle und ein Volleyballnetz. Deshalb stand jeden Nachmittag, wenn die Sonne langsam verschwand, Sport auf unserem Programm. Die Kinder haben sich riesig über die Bälle gefreut, da nicht mal für einen Ball Geld da ist. Sie konnten sich also mal so richtig austoben wie die Kinder hier in Deutschland.
Neben vielen organisatorischen Aufgaben für den Verein Kumi-Freunde e.V., haben wir viel mit den Kindern getanzt und gesungen. Außerdem haben wir den älteren Waisenkindern etwas Deutsch beigebracht.
Nach zwei Wochen war es für Franzi Zeit sich zu verabschieden. Es wurde eine Abschiedsfeier organisiert. Dazu haben wir Reis und Fleisch gekauft, was für die Kinder ein Festessen ist, weil es jeden Tag nur Mais und Bohnen gibt, heißt auch für Brot ist kein Geld da.
Es blieben Franzi noch vier Tage in Uganda, in denen wir zusammen mit Pfarrer Charles in den Westen von Uganda gefahren sind um dort den Queen Elisabeth Nationalpark zu besichtigen. Schon bald konnten wir den Unterschied zwischen dem Osten und den Westen (siehe unten) erkennen.
Nachdem wir Franzi zum Flughafen gebracht hatten, blieben für mich noch drei weitere sehr prägende Wochen am Waisenhaus. Ich habe hautnah die zurzeit sehr schwierige Situation miterlebt. Aufgrund der Tatsache, dass es vielen Pateneltern nicht möglich ist, das volle Schulgeld von 40-160€ im Monat (abhängig von dem Ausbildungslevel des Kindes) zu bezahlen, können einige Kinder zurzeit nicht zur Schule gehen. Um für möglichst viele Kinder das Schulgeld bezahlen zu können, wird an Essen, Seife und Mitarbeitergehälter noch mehr gespart, als es im Normalfall bereits geschieht. So hatten die Kinder einige Tage überhaupt keine Seife zur Körperpflege und zum Wäschewaschen. Die Mahlzeiten sind verkleinert worden und die Mitarbeiter am Waisenhaus bekommen kein Gehalt. Für mich war und ist es nicht einfach mit der Situation umzugehen. Man bekommt eine ganz andere Haltung zu vielen Dingen, wenn man eine solche Armut erlebt hat.
Pfarrer Charles erzählte mir, dass es vor zwei Jahren noch möglich war, den Kindern Schul-materialien, mal ein T-Shirt oder ein paar Schuhe zu kaufen, zweimal in der Woche gab es Brot zum Frühstück, anstatt jeden Morgen Maisbrei, und an Weihnachten bekam jeder ein neues Kleidungsstück. All das ist nun nicht mehr möglich und wie erwähnt fehlt es sogar an dem Nötigsten.
Das Hauptproblem ist vor allem das stetig steigende Schulgeld. Die Schulen erhöhen dieses von Jahr zu Jahr. Zudem werden die Waisenkinder älter und gehen auf höhere Schulen, auf denen mehr Schulgeld gezahlt werden muss. Dadurch ist es auch nicht mehr möglich weitere Waisenkinder im Waisenhaus aufzunehmen. Die Heimleiterin Florence erzählte mir von einigen Situationen, in denen sie fremde Waisenkinder, die um Hilfe gebeten haben, wieder wegschicken musste. Die armen, hungrigen Kinder, abzuweisen und ins ungewisse zu schicken, breche ihr das Herz, so erzählte sie mir.
Hinzukommt, dass in Kumi selbst, was im Osten von Uganda liegt, es meist sehr trocken ist. In der Zeit, in der wir vor Ort waren, war eigentlich Regenzeit, in der die Einheimischen Erdnüsse, grünes Blattgemüse, Hirse und einiges mehr ernten können. Allerdings hatte es nach der Trockenzeit nicht genügend geregnet, sodass die Ernte sehr klein ausgefallen ist. Dadurch steigen auch die Lebensmittelpreise in der Region an.
Im Westen von Uganda hingegen ist das Land sehr viel fruchtbarer. Dort gibt es große Bananen-, Kaffe- und Teeplantagen, große Mais-, und Hirsefelder und viele Früchte wie Ananas und Melonen. Gerade dieser Unterschied führt dazu, dass die Einheimischen im Westen des Landes bessere Lebensbedingungen haben.
Zurück zu meinem Erlebten: Nach sechs Wochen ist uns allen der Abschied sehr schwer gefallen. Ich habe versprochen 2017 nach meinem Studium wiederzukommen. Mit all den Sorgen und Nöten der Menschen besonders der Waisenkinder, der Mitarbeiter und Pfarrer Charles bin ich nachdenklich und auch sehr bedrückt nach Deutschland zurückgeflogen. Denn gerade in Deutschland haben wir vieles im Überfluss und sind uns dessen häufig nicht bewusst.
Auch viele Familien in Kumi habe ich kennengelernt. Auf den ersten Blick mag man meinen, es geht ihnen ihren Lebensbedingungen entsprechend gut. Sie strahlen Freundlichkeit aus und lachen viel. Erst auf den zweiten Blick habe ich ihre Sorgen und Nöte erfahren. Zum Teil ihre Existenzangst, wenn die Ernte aufgrund der Wetterbedingungen nicht ertragreich ist. Da die meisten Menschen in Kumi kein geregeltes Einkommen haben, leben sie alleine von ihrem selbst geernteten Mais, Hirse und Gemüse. Zum anderen ist da die Sorge um ihre Kinder. Das Schulgeld zu bezahlen, ist in den meisten Familien nicht möglich. Sie leben in kleinen runden Lehmhütten, die bei einem Starkregen, der in der Regenzeit jeden Tag vorkommen kann, nicht sehr angenehm sind. Als ich bei der Familie meines Patenkindes zu Besuch war, durfte ich miterleben, wie es ist bei einem heftigen Regenschauer in einer Lehmhütte, unter einem Strohdach Schutz zu suchen. Anfangs hatte ich Angst, das Dach könnte jeden Moment weg¬geweht werden, Sand und Strohhalmen fielen herunter und es war sehr laut. In der Situation ist mir bewusst geworden, wie gut ich es mit dem kleinen Gästehaus bei Pfarrer Charles Schwester eigentlich hatte.
Am Ende möchte ich Ihnen und euch allen die allerliebsten Grüße von den Menschen in Kumi, besonders den Waisenkindern, übermitteln. Wenn man vor Ort ist, wird man berührt von deren Dankbarkeit, die sie gegenüber dem Verein Kumi-Freunde e.V. und ihren Pateneltern haben. Jeder, der die Waisenkinder in Kumi besuchen möchte oder vor Ort Hilfe leisten möchte ist jederzeit herzlich willkommen!
Ich möchte an alle appellieren, Pfarrer Charles und die Waisenkinder weiterhin zu unterstützen. Ohne unsere tatkräftige Hilfe haben die Kinder keine Chance auf eine bessere Zukunft. Die Spenden kommen zu 100 Prozent bei Pfarrer Charles an.
Für vier Waisenkinder, die Medizin studieren, suchen wir noch dringend jeweils einen Laptop. Genau wie hier in Deutschland ist es auch in Uganda für das Studium fast unumgänglich einen Laptop zu besitzen. Wer noch einen gebrauchten, gut erhaltenden Laptop zu Hause hat oder einen besorgen kann, kann sich an uns wenden.
Wenn Interesse an einem Info- und Bilderabend besteht, bitte bei Frau Ursula Eink (Tel: 02541/3043) melden. Ich bin gerne bereit nach Coesfeld zu kommen und von all dem zu erzählen.
Auch bei unserer nächsten Mitgliederversammlung werde ich davon berichten.
Liebe Grüße im Namen des Vorstandes,
Theresa Potthoff
PS: Ich finde, wir sollten alle einen Teil von unserem Glück in einem Land mit vielen Möglichkeiten geboren zu sein, „abgeben“, um die Ungerechtigkeit der Welt wenigstens ein bisschen auszugleichen!
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