Zu Gast in einer unwirklichen (wirklichen) Welt

17.05.2019

Nah am Leser und ganz nah an den Notleidenden Menschen: Immer wieder steigt der Hilfswerk-Vorsitzender Dieter Tuschen persönlich ins Flugzeug um sich über die Not der Menschen in aller Welt ein eigenes Bild zu machen. Aber auch, um sich vom Erfolg der unterstützten Projekte selbst zu überzeugen. So geschehen jetzt in Kumi (Uganda). Mit Ursula Eink, der Vorsitzenden der Kumi-Freunde Coesfeld reiste er nach Uganda. Dort hatte Pfarrer Charles Osire um Hilfe für die hungernden Menschen gebeten – und großartige Unterstützung durch zahlreiche Spender erfahren.

„Dank der großzügigen Spenden aus Coesfeld, Lippstadt und Münster, um nur einige wenige zu nennen, konnten nicht nur zahlreiche Menschen mit Nahrung versorgt werden. 

Nein, es konnte auch damit begonnen werden, ein dringend benötigtes Krankenhausprojekt anzustoßen. Frau Eink und Herr Tuschen freuten sich über den kollektiven Erfolg der vielen Spender.

Es sei nun schon einige Wochen her, dass er das afrikanische Land  wieder verlassen habe. „Ich war das erste Mal für wenige Tage dort. Zahlreiche Erinnerungen und Erlebnisse sind nicht mehr so unmittelbar und deutlich und dennoch in meinem Bewusstsein vorhanden.“ Also gedanklich noch einmal zurück und mitten rein.

„Die Reise nach Kampala ist eine Anstrengung. Der Flug führt von Düsseldorf über Amsterdam und Kigali nach Entebbe. Irgendwann nach Mitternacht hat das Flugzeug den Äquator überflogen und landet in Kigali (Ruanda). Die meisten Menschen steigen hier aus, nur wenige steigen ein, um nach Entebbe zu reisen. Dort angekommen, frage ich mich beim Ausstieg aus der Maschine: Was erwartet mich hier? Was erwartet uns hier?

Am Flughafen erwartet uns Pfarrer Charles Osire. Seiner Einladung haben wir es zu verdanken, ein Afrika der besonderen Art kennenlernen zu dürfen, wie sich am Ende meines Besuchs herausstellen soll. Es ist die Reise in eine andere Welt. Eine Welt fast ohne Handy. Ohne Fernseher und Computer. Kaum sauberes Wasser, immer wieder Stromausfall. Aber vor allem eines fehlt in Kumi am Nötigsten: Nahrungsmittel.

'Das ist die Welt': Diesen Satz habe ich während unseres  Besuchs in Kumi unzählige Male gehört. Aus dem Mund von Pfarrer Charles Osire klingt er eigentlich sehr sanftmütig. Doch tatsächlich stecken so viel Leid, soviel Not und Elend darin.

Pfarrer Charles betreut mit einer Handvoll Einheimischer das Waisenhaus St. Charles Borromeo mit angeschlossener Schule in Nordost-Uganda, gelegen an einer der meist befahrenen Hauptstraßen des Landes, auf der Güter in den Sudan und nach Zentralafrika gebracht werden. Hier gibt es kaum  Arbeit, kein Geld und wenig zu Essen. 

Die Schule wird auch besucht von den Kindern aus den umliegenden Dörfern. Diese Kinder leiden unter Hunger und Mangelernährung. Das erlebte ich auch vor Ort.

Wobei: Die Bedingungen der Schule dort sind für Afrika recht gut. Acht Schulklassen werden unterrichtet. Im Anschluss kann eine Ausbildung als Schreiner, Maurer, Friseurin oder Näherin gemacht werden. 'Wir wollen, dass unsere Kinder eine gute Bildung bekommen. Sie kommen im Glauben an Gott', berichtet mir Pfarrer Charles.

Nicht gerade prall gefüllt  sind die Essentöpfe für die Kinder. Es gibt nur zwei bzw. drei Posho / Mais-Mahlzeiten am Tag, kein Gemüse, kein Fleisch, selten Obst und selten Reis. Ein Anbau von Reis, Obst und Gemüse ist in dieser Region fast unmöglich wegen Trockenheit. ( ca. 8 Monate im Jahr kein Regen). Nur zu besonderen Feiertagen wird Reis, Obst und Gemüse dazu gekauft.

Die Temperaturen bewegen sich zwischen 35 und 40 Grad. 'Es gilt 180 Waisenkinder zu versorgen. Kinder, die niemand haben will. Einige leiden an Aids. Ohne Nahrung können sie ihre Aids-Tabletten nicht nehmen. Dazu kommen jeden Tag zahlreiche alte Menschen, die ohne unsere Hilfe verhungern würden', so der Priester, der dankbar für die Hilfe aus Deutschland ist. 

Ursula Eink hat viele Geschenke mitgebracht aus Deutschland, Schreibhefte, Süßigkeiten, Fußballschuhe, Trikots, jede Menge zum Anziehen und vieles mehr. Zahlreiche Patenbriefe liest sie Stundenlang vor. Geduldig warten die Menschen am Abend auf die Verteilung. Dabei strahlen ihre Augen über jedes noch so kleine Geschenk. Das ist pure Freude, wie sie in Deutschland fast nicht mehr zu sehen ist.

Immer wieder treffe ich Kinder und Erwachsene, die vom Krieg gezeichnet sind. Sie haben während des Bürgerkriegs, der 2009 endete, Dinge gesehen und erlebt, die ein Mensch niemals erleben sollte. Eltern wurden vor den Augen der Kinder getötet und diese dann entführt.

Nicht alle erzählen ihre Geschichte. Rebellen missbrauchten zahlreiche  Mädchen. Sie sind jetzt  glücklich in Kumi. Dort gibt es jemand, der sie beschützt, sauberes Wasser und auch etwas zu essen gibt.

Für sauberes Wasser haben die Menschen aus Deutschland gesorgt. Zahlreiche Brunnen wurden mit den Spenden erbaut. Das saubere Wasser aus 70 Metern Tiefe ist die Lebensgrundlage schlechthin, denke ich mir beim Besuch der Familiendörfer in der Savanne.

Am Tag marschiere ich alleine durch eine unwirkliche Welt: Nur Trockenheit, kaum Tiere, wenige Bäume, aber dafür hunderte von freundlichen Menschen, die froh sind, dass jemand sie aufsucht. 'Das vergessen die Menschen nicht. Jemand ist gekommen und möchte sehen, wie sie in ihren kleinen Rundhütten leben. Das ist wie Kino für die Bewohner der Savanne. Wenn auch nur vielleicht einmal im Jahr', so Pfarrer Charles.

Auch nur ein-bis zweimal im Jahr besucht der Pfarrer selbst die vielen Dörfer in seiner Gemeinde Kizito, rund 130 Kilometer von Kumi entfernt. Empfangen wird er hier wie ein König. Hunderte von Menschen strömen auf seinen Jeep zu, ohne den er hier im Busch aufgeschmissen wäre. Oftmals dient das Auto als Krankentransport, oft als Lieferwagen für Lebensmittel. Überall das gleiche Bild von hungernden Menschen. „Zufluchtsort ist hier die kleine Dispensary“, erzählt mir Pfarrer Charles.

Doch beim Gang durch das Hospital erinnere ich mich an die hygienischen Mängel, die ich 1990 in Weißrussland gesehen hatte. Hier sollen Frauen ihre Kinder entbinden. Hier werden kleine Operationen vollzogen. Kein Europäer würde sich hierhin begeben. „Helfen sie uns das Hospital zu erneuern. Die Menschen wollen versorgt werden. Die Frauen können hier entbinden. Im Buschland sterben die Kinder bei der Geburt einfach so weg,“ berichtet mir eine Schwester. Die Menschen hier haben ein besseres Leben verdient, denke ich beim Abflug und habe versprochen zurückzukehren, um ihnen zu helfen.“

von Dieter Tuschen

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