17.07.2015
Die allgemeine Zeitung aus Coesfeld berichtet hier über Aufenthalt von Pfarrer Charles in Coesfeld.
Die Kinder, die Kinder. Pfarrer Charles Osire sagt es immer wieder. Die Kinder. Die vielen Waisenkinder, die in seiner Gemeinde sind. „Sie sollen es einmal besser haben“, wünscht sich der Pfarrer. Und darum erzählt er von seiner Heimat, wenn er hier in Coesfeld ist. Von seiner Gemeinde in Kumi in Uganda, von Afrika. „Es ist im Moment sehr trocken, es regnet nicht“, sagt der 47-Jährige. „Das ist schlecht. Wenn es nicht regnet, gibt es kein Wasser. Alles vertrocknet.“ Dabei leben da unten die meisten sowieso nur von dem, was ihr Garten bietet. Man hat nicht viel. „Wenn wir nichts geben, würden sie verhungern“, ist sich Ursula Eink sicher. „Sie brauchen unsere Hilfe.“ Die 77-jährige Coesfelderin ist Vorsitzende und Mitgründerin des Vereins Kumi-Freunde e.V. und pflegt schon seit vielen Jahren Kontakte nach Uganda.
Von Viola ter Horst
„2001 hatten wir die Idee, ein Waisenhaus zu bauen“, berichtet sie. Vor zehn Jahren, 2005, wurde es eingeweiht. 2007 kam eine Kirche, 2008 eine Schule hinzu.
Früher gab es nur einen großen Baum, unter dem alles stattfand: Schule, Kindergarten, Dorftreffen. Jetzt existieren neben dem Waisenhaus ein Kindergarten, eine Schule, eine Krankenstation in der Gegend – „ohne die vielen Spenden undenkbar“, sagt Eink.
Charles sagt immer „Mama“ zu ihr und „Papa“ zu ihrem Mann. „Wir sind sozusagen seine Pflegeeltern“, erklärt Eink. „Ja, was denn sonst“, fragt Osire, der gut Deutsch spricht - wegen der Besuche in Coesfeld und der Briefe, die sie sich immer schreiben. „Charles ist selber ein Waisenkind geworden, als er sieben Jahre alt war“, erläutert Eink.
Der Kontakt kam über ihren Sohn zustande. An der Uni in Stuttgart, wo er studierte, hing ein Aufruf aus: jemand aus Uganda suchte eine Brieffreundschaft. Das war Charles. Ursula Eink griff zur Feder - obwohl sie nur ganz schlecht Englisch spricht. „So fing das alles an“, schmunzelt sie.
Dann folgte der erste Besuch mit ihrem Mann in Uganda. „Das hat uns nicht mehr losgelassen“, erzählt sie. „Die ganze Not dort, für uns war klar, dass wir etwas tun mussten.“
Charles hatte einen Fotoapparat bekommen und schickte Bilder von Waisenkindern aus seiner Gemeinde. „Wir haben dann hier in Coesfeld und Umgebung Paten gesucht, damit es den Kindern besser geht.“ Es wurden immer mehr Kinder. Aus zwei wurden fünf, aus fünf zehn, aus zehn 50. Mittlerweile sind es 245 Waisenkinder. Und etwa 230 Paten.
Anfangs liefen die Projekte über die Kolpingsfamilien Coesfeld-Zentral und Kumi. 2006 gründete Ursula Eink mit weiteren Mitstreitern den Verein Kumi-Freunde, der heute 104 Mitglieder hat.
Ursula Eink managt immer noch alles, führt über Spenden, ärztliche Behandlungen, Operationen, Spenden genau Buch. Ein Ausbildungszentrum für Mädchen, ein Brotbackhaus, ein Truthahnhaus, Brunnen und Container voll Sachspenden, darunter Solaranlagen-Platten, ein Krankenwagen aus Coesfeld und ein Trecker: Ursula Eink zeigt Bilder von Hilfen „zur Selbsthilfe“, die dank der Spender weitergegeben oder aufgebaut werden konnten.
Die Kinder aus den Anfängen sind inzwischen erwachsen. Und wegen des Wechselkurses wird alles immer kostspieliger. Gerade ist ein Ärzteteam aus Ahaus vor Ort, das Augenoperationen durchführt. „Früher hat so eine Operation fünf Euro gekostet, heute sind es 30 Euro - obwohl die ehrenamtlich tätig sind.“ Spenden benötigt der Verein von daher „wie immer“ dringend, „sie kommen natürlich zu 100 Prozent direkt an“, sagt Ursula Eink.
Das nächste Ziel des Vereins sei es, die Krankenstation auszubauen und eine Geburtsabteilung zu errichten. „Es gibt bei uns nicht so etwas wie eine Entbindungsstation“, erklärt Osire. „Die meisten Frauen bringen zu Hause ihr Kind auf die Welt.“ Das sei oft mit Problemen verbunden, weil es ja auch keine Nachsorge gebe. „Die Frauen sterben auch bei der Geburt“, sagt Osire. Das bedeutet: wieder neue Waisenkinder. Ursula Eink nickt, sie kennt die Situation vor Ort genau. „Es wäre so schön, wenn wir da noch etwas machen könnten“, sagt sie.
Die nächsten Wochen ist Charles Osire noch in Coesfeld bei „Mama und Papa“. Sie wollen Gebetskreise in der Region besuchen, um über Kumi zu sprechen. „Für die Kinder“, sagt Osire.
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